"Marketing brauchen wir nicht!" oder "Marketing machen wir nicht!"
Diese oder so ähnliche Sätze habe ich schon öfter gehört wenn wir mit Kunden gesprochen haben. Natürlich machen sie Marketing, so wie jeder Unternehmen und andere Selbständige auch. Streng genommen betreibt sogar jeder Arbeitnehmer Marketing. Sie wissen es nur nicht. Wie kann das sein?
Dazu schauen wir uns die Definition an. Marketing beschreibt grundsätzlich einen Prozess und keine Tätigkeit. Marketing besteht aus den vier Disziplinen Produktpolitik, Preispolitik, Kommunikationspolitik und Distributionspolitik. In diesen vier Feldern bewegt sich jedes Unternehmen und jeder Unternehmer. Warum das so ist sehen Sie hier:
Produktpolitik
Jedes Unternehmen stellt ein Produkt her und erbringt dazu oder darum herum oder darüber hinaus Dienstleistungen. Sonst wäre es kein Unternehmen. Irgendwie logisch. Selbst ein reiner Arbeitnehmer ist ein Dienstleister. Er bietet seine Arbeitszeit und damit Dienstleistung seinem Arbeitgeber an. Er tauscht seine Zeit gegen Leistung, aber dazu später mehr.
Also entsteht in dieser Disziplin ein Produkt/ Dienstleistung. Die Betriebswirtschaftler nennen das Wertschöpfung.
Preispolitik
Durch die Herstellung des Produktes oder die Erbringungen einer Dienstleistung entstehen zeitlicher Aufwand und Kosten. Ohne jetzt näher darauf eingehen zu wollen. Alles logisch. Dieser Aufwand muss natürlich finanziell gedeckt werden. Da der Unternehmer ja nicht nur seine Kosten gedeckt haben will sondern selbst ja auch Leben muss, bei der ganzen Sache auch Risiken trägt muss er zwingend einen Gewinn erwirtschaften. Deswegen kostet das Produkt oder die Dienstleistung Geld und hat somit seinen Preis. Der Arbeitnehmer bekommt für seine Dienstleistung sein Gehalt oder Lohn.
Kommunikationspolitik
Gedankenspiel: Sie haben in Ihrer Garage eine ganz tolle Erfindung gemacht. Lange getüftelt, Zeit und Material investiert und schließlich ein Produkt gebaut welches einwandfrei funktioniert. Was nun? Warten Sie ab bis Sie jemand darauf anspricht? Oder klingelt und sagt er möchte Ihnen das Produkt abkaufen? Das wird nicht passieren. Vermutlich werden Sie es zunächst Ihren Freunden, Nachbarn und Familienmitgliedern zeigen und vorführen. Aha, Sie sprechen darüber. Sie sagen den Leuten was Sie tolles gemacht haben, was es kann und welchen Nutzes es hat. Sie merken worauf ich hinaus möchte. Sie haben es kommuniziert. Der Arbeitgeber hat sich in dieser Disziplin irgendwann bei seinem Arbeitgeber beworben und sich vorgestellt, mit seinen Zeugnissen und Arbeitsergebnissen präsentiert und so gut "verkauft", dass er einen Arbeitsvertrag und die Anstellung bekommen hat.
Distributionspolitik
Diese Disziplin behandelt alles was dazu gehört die Leistungserbingung in den Markt zu bringen. Ihr Produkt muss beispielsweise für einen Transport oder Versand teilweise rückgebaut oder so verpackt werden, dass es heil beim Kunden ankommt. Wenn Sie Fliesenleger sind, dann müssen Sie auf die Baustelle fahren. Wenn Sie in der Einkaufsmeile Ihrer Stadt einen Laden haben und auch über einen Inline-Shop Ihre Waren verkaufen dann haben Sie zwei Stellen an denen Sie Ihre Leistung erbringen. Der Verkauf Ihrer Ware. Als Zusatzleistung bei einer Bestellung über den Online-Shop, nämlich die Lieferung, muss diese dann extra bezahlt werden.
Ergänzend unser Arbeitnehmer, Sie ahnen es schon. Der fährt jeden morgen zur Arbeit oder auf die Baustelle oder zum Kunden seine Leistung zu erbringen.
Wichtig!
Was ist denn aber mit solchen genialen Dienstleistungen und Programmen wie Suchmaschinen oder Social-Media-Diensten oder Irgendwelche Apps auf Ihrem Smartphone? Die Kosten Sie ja schließlich kein Geld. Das ist natürlich richtig. Aber Sie gehen damit quasi ein Tauschgeschäft ein. Sie müssen zur Nutzung dieser Dienste ein Konto anlegen. Um das Konto freischalten zu können müssen Sie die AGB bestätigen und da steht im Kleingedruckten, dass der Betreiber des Dienstes Ihre Daten, Bilder, Texte, sogar Ihre Gespräche aus dem Smartphone beispielsweise auslesen, mitschneiden und weiterverwenden darf. Sie bezahlen den Dienst quasi mit intimen Informationen über Ihre Person, Ihren Kontakten und Ihrem Verhalten was Sie mit Ihrem Smartphone oder Ihrem Computer so anstellen. Bei den PCs oder Macs werden Coockies gesetzt, Sie werden getrackt, gepixelt und mit Retargeting verfolgt. Klingt ein bißchen nach Geheimdienst, Krieg und Hollywood. Um beim Thema zu bleiben: Bei kostenfreien Diensten oder ehrenamtlichen Tätigkeiten ist es genauso. Es wird eine Dienstleistung erbracht oder ein Produkt bereitgestellt was seinen Preis hat. Dieser wird entweder direkt über Spenden oder Fördermaßnahmen mit barer Münze finanziert oder es werden Informationen ermittelt die dann verkauft werden. Bei der Kommunikations- und Distributionspolitik verhält es sich nicht anders als bei "regulären" Leistungen.
Nun verstehen Sie was Marketing tatsächlich bedeutet und dass man auch keine Disziplin weglassen kann.
Im Übrigen finden Sie zahlreiche Definitionen und Betrachtungen im Internet. Auffällig ist, dass sich viele "Fachleute" über eigene Definitionen profilieren wollen. Lassen Sie sich nicht beirren. Anhand den hier kurz angerissenen vier Disziplinen die unumstritten Gegenstand sind darf sich jeder selbst sein eigenes Bild machen.
Anregungen zum Thema oder Fragen? Schreiben Sie uns Ihre Gedanken.